Laut Goldman Sachs Global Investment Research wird sich die Verbreitung von Elektrofahrzeugen (EVs) aufgrund von Änderungen in der Gesetzgebung verlangsamen, wovon Hybridfahrzeuge profitieren dürften. Traditionelle Autohersteller könnten sich daher auf einen deutlichen Gewinnanstieg einstellen.

„Die weltweite Marktdurchdringung von batterieelektrischen Fahrzeugen dürfte außerhalb bestimmter Regionen, wie beispielsweise China, einen Rückgang verzeichnen“, schreibt Kota Yuzawa, Analyst bei Goldman Sachs Global Investment Research, in einem Bericht. „Wir gehen davon aus, dass die Änderung der US-Umweltvorschriften sich sehr positiv auf die Gewinne traditioneller Automobilhersteller auswirken wird.“
Wie sieht die Prognose für den Marktanteil von Elektrofahrzeugen aus?
Goldman Sachs Research geht nun davon aus, dass Elektrofahrzeuge im Jahr 2030 einen Anteil von 25 Prozent am weltweiten Absatz haben werden, gegenüber einer früheren Prognose von 28 Prozent. Damit liegt die Prognose für 2030 um 7 Prozentpunkte unter dem aktuellen Marktkonsens für die weltweite Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen, wie er von dem Wirtschaftsprognoseunternehmen IHS Global Insight ermittelt wurde. Das Team senkte gleichzeitig seine Prognose für den Absatzanteil von Elektrofahrzeugen im Jahr 2040 von zuvor 59 Prozent auf 52 Prozent.
Abb. 1: Mehr Hybrid, weniger Voll-Elektro
Goldman Sachs Research senkte seine Prognose für die weltweite Verbreitung von Elektrofahrzeugen und hob sie für Hybridfahrzeuge an. Der Chart zeigt alte und neue Schätzungen zwischen 2020 und 2040 im Vergleich.

Quelle: IHS Global Insight, Goldman Sachs Global Investment Research
Hybrid-Elektrofahrzeuge (HEVs) dürften dazu beitragen, die Absatzlücke, die sich aus dem geringeren Verkauf von Batterie-Elektrofahrzeugen ergibt, zu schließen. Die Analysten sehen eine strukturelle Verschiebung auf dem US-Markt hin zu Hybridfahrzeugen und verweisen auf aktualisierte Strategien der Hersteller. Insbesondere japanische und koreanische Hersteller haben Pläne angekündigt, einen erheblichen Teil ihrer Produktpalette von Verbrennungsmotoren auf Hybridantriebe umzustellen.
Gewinnmargen für Autohersteller steigen mit zunehmendem Absatz von Hybridfahrzeugen
Die Margen der großen US-amerikanischen und asiatischen Automobilhersteller in Nordamerika könnten um 2 bis 3 Prozentpunkte steigen, was zu einem Anstieg des Vorsteuergewinns um 15 bis 22 Milliarden US-Dollar für eine Gruppe von Unternehmen führen würde, die 2024 einen Gesamtbetriebsgewinn von etwa 52 Milliarden US-Dollar erzielten, schreibt Kota Yuzawa.
Da die Vorschriften zum Verkauf von Elektrofahrzeugen mit geringen Margen gelockert werden, können traditionelle Automobilhersteller ihre Gewinne durch den Verkauf einer Mischung aus benzinbetriebenen Fahrzeugen und Hybridfahrzeugen maximieren. Jüngste Äußerungen mehrerer traditioneller Autohersteller stützen diese Ansicht.
„Die Stärke der HEV-Verkäufe trotz niedriger Benzinpreise zeugt davon, dass die Verbraucher nicht nur auf Kraftstoffeffizienz, sondern auch auf Leistungsstärke Wert legen“, schreibt Yuzawa. „Wir glauben, dass die gleichzeitige Verkleinerung der Benzinmotoren und die Zunahme der Fahrzeuggröße auf dem US-Markt zu einer Nachfrage nach HEVs mit besserer Beschleunigung geführt hat.“
Das Analystenteam hob seine Prognosen für den Anteil von HEV-Verkäufen am Weltmarkt auf 12 Prozent im Jahr 2030 (zuvor 10 Prozent) und 9 Prozent im Jahr 2040 (zuvor 5 Prozent) an. Darüber hinaus gehen sie davon aus, dass Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge (PHEVs) im Jahr 2030 einen Marktanteil von 14 Prozent und im Jahr 2040 von 17 Prozent erreichen werden (gegenüber einer früheren Prognose von 9 Prozent im Jahr 2040).

Wie haben sich regulatorische Änderungen auf die EV-Branche ausgewirkt?
Der US-Gesetzgeber hat kürzlich die zivilrechtlichen Strafen für die Nichteinhaltung der bundesweiten Kraftstoffverbrauchsvorschriften abgeschafft. Automobilhersteller, die die bestehenden Unternehmensdurchschnittswerte für den Kraftstoffverbrauch (CAFE) ab dem Modelljahr 2022 nicht einhalten, müssen nun nicht mehr mit Geldstrafen rechnen.
Unter anderem wurde in der Gesetzgebung auch das Ablaufdatum für Steuergutschriften von bis zu 7.500 US-Dollar für den Kauf eines neuen Elektrofahrzeugs und 4.000 US-Dollar für ein gebrauchtes Elektrofahrzeug auf den 30. September 2025 festgelegt. Diese Gutschrift sollte ursprünglich bis 2032 gelten.
Die Änderungen der US-Vorschriften könnten für einige Automobilhersteller zu Wertminderungsaufwendungen führen, da die von ihnen zur Einhaltung der Emissionsvorschriften erworbenen Gutschriften an Wert verlieren. Der Wert der Gutschriften wird in Verhandlungen festgelegt und lässt sich anhand öffentlich zugänglicher Informationen nur schwer quantifizieren. Dennoch geht Goldman Sachs Research davon aus, dass der mittelfristige Anstieg der operativen Margen größer sein wird als die kurzfristigen Wertminderungskosten.
In Europa werden die Umweltvorschriften, die sich auf den Verkauf von Elektrofahrzeugen auswirken, ebenfalls gelockert, wenn auch nicht in gleichem Maße. Die Europäische Kommission hat im März ihre Haltung zu den CO2-Emissionszielen für 2025 gelockert und den Automobilherstellern eine dreijährige Übergangsfrist bis 2027 eingeräumt. Diese Änderung soll den Herstellern helfen, die Ziele zu erreichen und Strafen zu vermeiden.
Wie sieht die Prognose für den Elektrofahrzeugmarkt in China aus?
Die revidierten Prognosen von Goldman Sachs Research zur weltweiten Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen spiegeln geringere Erwartungen für den Absatz in den USA, Europa und Japan wider, während die Prognosen für China und Indien unverändert bleiben. Tatsächlich stieg der weltweite Absatz von Elektrofahrzeugen im Juni dieses Jahres um 21 Prozent auf 1,16 Millionen Fahrzeuge. Das Absatzvolumen in China stieg um 37 Prozent (im Vergleich zum Vorjahr), während der Absatz in den USA und Europa um 13 Prozent bzw. 5 Prozent zurückging.
Die Nachfrage nach Elektro- und Hybridfahrzeugen ist also regional unterschiedlich. Während Hybridfahrzeuge auf dem US-Markt einen Aufschwung erleben, sind die Verkäufe in China der Grund für die höheren Prognosen für Plug-in-Hybrid-Verkäufe.
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Quelle: Dieser Beitrag wurde am 11. September 2025 unter dem Titel „Hybrid Adoption to Rise as Electric Vehicle Momentum Slows“ auf www.goldmansachs.com im Bereich Insights/Articles veröffentlicht. Bitte beachten Sie, dass die darin getroffenen Aussagen keine Anlageempfehlungen darstellen.
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