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InterviewNachhaltigkeit – Herausforderungen und Chancen

Unter dem Titel „Driving Long-Term Value: Our Client-Centric Sustainability Strategy“ ist kürzlich der Nachhaltigkeitsbericht 2023 von Goldman Sachs erschienen. Das Unternehmen unterstützt Kunden und Partner seit über zwei Jahrzehnten bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsziele. Der Bericht zeigt in einer Timeline bisherige Stationen und beschreibt die Zielsetzungen für die kommenden Jahre und Jahrzehnte. Im Interview spricht Kara Succoso Mangone, Leiterin der Sustainable Finance Group von Goldman Sachs, über den Weg zu Netto-Null-CO2-Emissionen, die verbleibenden Hürden und darüber, wie diese angegangen werden.


Kara Succoso Mangone, Goldman Sachs


Wo steht unser Energiesystem auf dem Weg zum Netto-Nullpunkt? Gibt es eine Kluft zwischen den globalen Klimaambitionen und der Realität, in der wir uns heute befinden?

Kara Succoso Mangone: Alle Volkswirtschaften auf der ganzen Welt sind für ihre grundlegenden Güter und Dienstleistungen auf ein gut funktionierendes Energiesystem angewiesen. Heute wird diese Energieversorgung zu 80 Prozent von fossilen Brennstoffen getragen, woraus eine sehr große Abhängigkeit resultiert.

Gleichzeitig können wir einen starken Anstieg von erneuerbaren Energien beobachten. Der Kapazitätsausbau bei erneuerbaren Energien stieg im vergangenen Jahr weltweit mit 50 Prozent Zuwachs auf ein Rekordhoch. Die Kosten bei einigen Techniken zur Erzeugung erneuerbarer Energien sind erheblich gesunken – für Solarenergie beispielsweise sind sie zwischen 2010 und 2019 schätzungsweise um etwa 80 Prozent zurückgegangen. Das ist eine enorme Dynamik auf dieser Seite.

Welche Erwartungen bestehen für die Entwicklung der Energienachfrage?

Kara Succoso Mangone: Es wird erwartet, dass die Energienachfrage aufgrund mehrerer Faktoren steigen wird, dazu gehört vor allem auch der Stromverbrauch, der zur Unterstützung der Elektrifizierung der Wirtschaft erforderlich ist. Auch die Tendenz zum Onshoring wird den Umfang der inländischen Fertigungen weiter erhöhen. Außerdem wird sich der Strombedarf für die Datennutzung in Rechenzentren oder für generative KI erheblich ausweiten. Beispielsweise könnte sich der weltweite Strombedarf für Rechenzentren bis 2030 mehr als verdoppeln.

Das Energiesystem ist äußerst komplex und vielen äußeren Einflussfaktoren ausgesetzt. In den letzten Jahren hatten geopolitische Konflikte, Unterbrechungen der Lieferkette oder Inflation Auswirkungen auf Energie und Dekarbonisierung. Was wir erleben, ist ein Übergang zu einer Energieversorgung mit geringerem CO2-Ausstoß, der sehr kompliziert und vielfach verflochten ist und wahrscheinlich Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird.

Wie wird der Übergang ablaufen, und wird sich die Kluft zwischen Ambition und zu schleppender Realisierung verringern?

Kara Succoso Mangone: Es gibt drei Haupthebel, um solche Lücken zu schließen: Regierung, Privatsektor und eine Mischung aus beiden.

Die herausfordernde geopolitische und makroökonomische Situation, vor der Dekarbonisierungsstrategien stehen, unterstreicht die entscheidende Rolle, die Regierungen in diesem Bereich spielen müssen, gespielt haben und weiterhin spielen sollten. Das umfasst alles von der Festlegung von Richtlinien über die Bereitstellung von Anreizen bis hin zur Unterstützung bei der Lösung von Implementierungsproblemen. Auf die Regierungen kommt es auch bei der Umsetzung von Rahmenbedingungen an, die darauf abzielen, den Umbau der Stromerzeugung mit Energiesicherheit und Erschwinglichkeit in Einklang zu bringen.

Und natürlich spielt der Privatsektor eine sehr entscheidende Rolle, indem er in innovative Dekarbonisierungstechnologien investiert, die den Übergang beschleunigen können – und das alles bei gleichzeitiger Finanzierung des traditionellen Energiebedarfs. Das Zusammenspiel privatwirtschaftlicher Investitionen und politischer Rahmenbedingungen ist von entscheidender Bedeutung, da die Regierungspolitik einen Einfluss auf die Dekarbonisierungsziele unserer Kunden und auf unsere Fähigkeit hat, sie bei der Finanzierung zu unterstützen.

Der dritte Hebel sind öffentlich-private Partnerschaften, die beides kombinieren. Insbesondere in Entwicklungsländern sehen wir die Chance, innovative Finanzierungsstrukturen wie Mischfinanzierungen zu nutzen, um bestimmte Projekte oder Märkte mit spezifischen Risiken und Herausforderungen zu unterstützen, die sonst schwer zu bewältigen wären.


Kara Succoso Mangone, Goldman Sachs


Die Kosten der Energiewende werden bis 2050 auf 3 bis 6 Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt. Können Sie diesen Betrag etwas aufschlüsseln?

Kara Succoso Mangone: Es handelt sich um riesige Summen, und die Schätzungen schwanken recht stark. Man muss sich dabei vor Augen führen, dass wir nicht über Millionen oder Milliarden sprechen, sondern über Billionen. Diese Schätzungen sind zum Teil deshalb hoch, weil kohlenstoffemittierende Prozesse und Inputs in so vielen Sektoren in der Wirtschaft zur Anwendung kommen und nicht alle Technologien, die zu Lösungen führen könnten, derzeit bereits vorliegen und kommerziell nutzbar sind.

Wenn man sich die Investitionen ansieht, die zur Senkung des CO2-Profils sehr großer Industriezweige erforderlich sind – zum Beispiel im Transport- oder Gebäudesektor –, kommt man auf eine CO2-Reduzierung von fast einer Billion US-Dollar pro Jahr. Dies kann die Entwicklung und Skalierung traditioneller erneuerbarer Energien wie Sonne und Wind bis hin zu neuen Technologien wie grünem Wasserstoff, Kohlenstoffabscheidung und Geothermie umfassen – aber auch die Speicher- und Infrastrukturkomponenten.

Alle Finanzierungsbereiche – der private Sektor, der öffentliche Sektor und eine Mischung aus beiden – sind von entscheidender Bedeutung, da sich Dekarbonisierungstechnologien an sehr unterschiedlichen Punkten der Kostenkurve befinden. Und ein Projekt, das in einem Markt wirtschaftlich oder kommerziell realisierbar ist, kann in einem anderen Markt möglicherweise gar nicht funktionieren.

Goldman Sachs hat sich ein Ziel von 750 Milliarden US-Dollar für Nachhaltigkeitsfinanzierungen gesteckt. Worum geht es dabei, und wo steht das Unternehmen auf dem Weg zu diesem Ziel?

Kara Succoso Mangone: Im Jahr 2019 haben wir eine 10-jährige Verpflichtung in Höhe von 750 Milliarden US-Dollar ins Leben gerufen, um die Kundennachfrage nach nachhaltigen Finanzlösungen im Rahmen unserer Finanzierungs-, Investitions- und Beratungstätigkeit zu unterstützen. Es war ein Schritt, um gemeinsam mit unseren Kunden die kommerziellen Chancen zu nutzen, die sich aus zwei großen Themenbereichen ergaben. Das erste ist der Klimawandel und das andere ist inklusives Wachstum, das Bereiche umfasst, an denen unsere Kunden Interesse zeigen, einschließlich finanzieller Inklusion oder Investitionen in Infrastruktur und Gemeinden. Wir haben seit 2019 große Fortschritte gemacht und bisher kommerzielle Aktivitäten im Wert von rund 555 Milliarden US-Dollar auf den Weg gebracht. Damit sind fast 75 Prozent unserer Zielmarke innerhalb der ersten vier Jahre umgesetzt. 302 Milliarden US-Dollar wurden für den Klimawandel und 74 Milliarden US-Dollar für inklusives Wachstum eingesetzt, der Rest betrifft übergreifende Projekte, die sich auf beide Themen beziehen.

Ein Beispiel hierfür ist die Zuweisung von Kapital an einen führenden Hersteller von Lithium-Ionen-Batteriematerialien, der die Batterielieferkette für Elektrofahrzeuge in den USA stärken möchte. Ein weiteres Beispiel ist die Investition in eine führende Plattform zur Förderung von psychosozialen Diensten, die darauf abzielt, den Zugang von Patienten zu Fachkräften im Bereich der mentalen Gesundheit zu verbessern.

Auf welche Bereiche lassen sich Nachhaltigkeit und nachhaltige Finanzen bei Goldman Sachs insgesamt beziehen?

Kara Succoso Mangone: Wir blicken auf eine lange Geschichte im Bereich Nachhaltigkeit zurück und haben unseren Radius im Bereich nachhaltige Finanzierung im Laufe der Zeit erweitert, um unsere Kunden bestmöglich bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen. Unsere Strategie besteht alles in allem aus drei Komponenten. An erster Stelle steht die Arbeit, die wir mit unseren Kunden leisten – und da Goldman Sachs auf die Bereitstellung einer breiten Palette von Dienstleistungen für einen diversifizierten Kundenstamm konzentriert ist, ist dies der Kernbereich unserer Arbeit in Richtung Nachhaltigkeit. Zweitens geht es darum, wie wir unser Unternehmen und unsere Abläufe verwalten – es ist wichtig, dass wir selbst den Worten Taten folgen lassen. Und drittens geht es darum, dass wir Marktlücken schließen, indem wir unsere Plattform, unsere Fähigkeiten und Erkenntnisse sowie unser Fachwissen zusammen mit strategischen Partnern nutzen.

Gibt es ein paar Beispiele für wichtige Programme und Partnerschaften, mit denen Goldman Sachs nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördert?

Kara Succoso Mangone: Eines der frühesten Beispiele stammt aus dem Jahr 2004, als wir gemeinsam mit der Wildlife Conservation Society (WCS) den Karukinka-Naturpark gründeten – 735.000 Hektar Land in Feuerland in Chile. Es ist ein Park mit einer unglaublich reichen Artenvielfalt, und wir haben mit WCS zusammengearbeitet, um dieses Land auf Dauer zu erhalten.

Vor kurzem haben wir mit Bloomberg Philanthropies und der Asiatischen Entwicklungsbank eine Mischfinanzierungsfazilität für Klimainnovationen ins Leben gerufen, die öffentliche und private Kapitalpools in Höhe von rund 500 Millionen US-Dollar mobilisierte, um sie in sieben kohlenstoffarme Technologieprojekte in Indien und Vietnam zu investieren.

Und wir schaffen wirtschaftliche Möglichkeiten durch Projekte wie zum Beispiel unser 10.000-Kleinunternehmen-Programm. Dafür haben wir mehr als 750 Millionen US-Dollar für die kaufmännische Ausbildung und den Zugang zu Kapital bereitgestellt. Ein anderes Beispiel ist die Initiative One Million Black Women, die schwarzen Frauen und Einzelunternehmern beim Wachstum helfen soll und in deren Rahmen wir etwa 2,3 Milliarden US-Dollar eingesetzt haben.

Welche Rolle spielt die Regulierung im Hinblick auf nachhaltiges Investieren?

Kara Succoso Mangone: Bis vor ein paar Jahren war die Nachhaltigkeitsberichterstattung größtenteils freiwillig, sodass unsere Offenlegung jahrzehntelang weitgehend auf selbst formulierten Rahmenwerten basierte. Diese Ära endet mit einer Ausbreitung regulatorischer Rahmenbedingungen – von Markttaxonomien bis hin zu verbindlichen Meldepflichten – in verschiedenen Märkten. Je nachdem, was ein Unternehmen tut und wo es tätig ist, gibt es möglicherweise vier, fünf oder sechs verschiedene gesetzliche Vorschriften, die es im Laufe der Zeit erfüllen muss.

Insbesondere ist die Berichterstattung nur ein Bestandteil der Regulierung und Politik. Es gibt auch Anreize wie den Inflation Reduction Act in den USA, die dazu beitragen, die Kosten für kohlenstoffarme Lösungen zu senken. Und dann gibt es CO2-Emissionssysteme wie das EU-Emissionshandelssystem, bei denen die beteiligten Unternehmen für Emissionen zahlen müssen.

Was müssen Unternehmen tun, um den neuen regulatorischen Meldepflichten gerecht zu werden?

Kara Succoso Mangone: Die Richtlinie der Europäischen Kommission zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen soll bis Sommer dieses Jahres in nationales Recht umgesetzt werden. Unternehmen sollen in ihren Lageberichten nach verschiedenen Kriterien Kennzahlen bereitstellen, die nicht nur das finanzielle Risiko, sondern auch ökologische und soziale Auswirkungen abdecken. Die meisten Unternehmen haben dies bisher noch nicht getan, sodass ein Bedarf an neuen Betriebsabläufen, Berichtskontrollen sowie Datenmessung und Datenmanagement entsteht. Wir werden im nächsten Jahr eine der ersten US-Banken sein, die dem vollen Geltungsbereich dieser Verordnung unterliegen, und investieren daher in diesem Bereich.

Daten waren schon immer ein sehr wichtiges Rückgrat des nachhaltigen Finanzwesens, da man Kennzahlen benötigt, um Investitionsentscheidungen zu treffen, Auswirkungen zu messen und Risiken zu mindern. Jetzt werden sie im Hinblick auf die regulatorischen Meldepflichten eine noch größere Rolle spielen.

Könnte künstliche Intelligenz Unternehmen bei diesen neuen Datenanforderungen unterstützen?

Kara Succoso Mangone: Wir befinden uns noch in einem frühen Stadium des Prozesses, sehen jedoch einige potenzielle Anwendungsfälle für generative KI in diesem Bereich. Wir sprechen von großen Mengen an Datensätzen und verschiedenen Informationsquellen, die automatisch strukturiert und entscheidungsrelevant zusammengefasst werden könnten. Es besteht das Potenzial, KI in mehreren Bereichen einzusetzen, beispielsweise bei der Analyse der Emissionsangaben eines Unternehmens oder bei der effizienteren Erfassung und Kartierung von Wetter- oder Naturdaten. Dies wird sich in den nächsten Jahren mit zunehmenden Berichtsanforderungen weiterentwickeln.


Dieser Artikel wird ausschließlich zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen stellen keine Empfehlung einer Goldman Sachs-Einheit für den Empfänger dar, und Goldman Sachs erteilt weder durch diesen Artikel noch für den Empfänger eine Finanz-, Wirtschafts-, Rechts-, Anlage-, Buchhaltungs- oder Steuerberatung. Weder Goldman Sachs noch eines seiner verbundenen Unternehmen gibt eine ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherung oder Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der in diesem Artikel enthaltenen Aussagen oder Informationen, und jegliche Haftung (einschließlich in Bezug auf direkte, indirekte oder Folgeschäden) wird ausdrücklich abgelehnt.


Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel „Helping clients navigate complex sustainability challenges and opportunities“, der am 2. Mai 2024 auf www.goldmansachs.com unter Intelligence/Articles veröffentlicht wurde. Bitte beachten Sie, dass die darin getroffenen Aussagen keine Anlageempfehlungen darstellen.


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